Büro mit erstklassigem Personal
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Österreichischen Versöhnungsfonds im Wiener Büro: Ein hoch motiviertes, kompetentes, vielsprachiges Team, das mit Hirn und Herz am Werk war  
Das Versöhnungsfonds-Gesetz sollte in Kraft treten, wenn das gesamte Fondsvermögen zur Verfügung stand, also zumindest rechtsverbindlich zugesagt worden war, und sobald die bilateralen Abkommen mit den Staaten mit Partnerorganisationen sowie mit den USA unterschrieben waren (§ 17). Dies war nach verspäteter Unterzeichnung des Abkommens mit Russland am 27. November 2000 der Fall. Am 1. Dezember 2000 setzte ein Notenwechsel mit den USA auch das Executive Agreement in Kraft.

So konnte sich am 20. Dezember das Kuratorium des Versöhnungsfonds in Wien konstituieren, das seither mindestens zweimal im Jahr im Bundeskanzleramt getagt hat, wobei alle schriftlichen und mündlichen Ausführungen in deutscher Sprache auch ins Englische und Russische übertragen wurden. Maria Schaumayer wurde in der ersten Sitzung einstimmig und mit großem Dank als Regierungsbeauftragte verabschiedet und erhielt vom Bundespräsidenten das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande, die höchste Auszeichnung der Republik Österreich, verliehen.

Das Kuratorium bestellte auch den Vorsitzenden des Komitees, dessen Mitglieder alle ohne Bezahlung ehrenamtlich tätig sind, und den Generalsekretär des Versöhnungsfonds. Dieser begann unverzüglich mit dem Aufbau eines Büros. Es war, was die praktische Arbeit anlangt, ein Einstieg in der Stunde Null. Generalsekretär Richard Wotava hatte auch in seiner aktiven Dienstzeit und selbst nach seiner Pensionierung noch verantwortungsvolle Positionen bekleidet, aber als Beamter immer innerhalb vorgegebener Strukturen gearbeitet.

Jetzt galt es, ein völlig neues Büro aufzubauen, weil die bisherigen Amtsräume der Regierungsbeauftragten in der Hofburg nur noch als Übergangsquartier genutzt werden konnten. Dazu musste erstklassiges Fachpersonal rekrutiert und mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet werden, die für viele und auch seltene Sprachen ausgerüstet sein musste. Auch hatte der Generalsekretär, der als hoher Diplomat ständig um Bagatellesummen zu kämpfen gewöhnt war, plötzlich Geldmittel von nahezu einer halben Milliarde Euro sorgfältig zu verwalten. Die das Bundesvermögen verwaltende Bundesfinanzierungsagentur half bei der Veranlagung dieser Mittel, was auch das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG Austria GmbH Alpentreuhand, das das Büro des Österreichischen Versöhnungsfonds alljährlich überprüft, für richtig befand.

In einem funktionsgerechten Wiener Innenstadtgebäude (Rotenturmstraße 16–18, 3. Stock) wurde schließlich ein Büro eingerichtet und am 5. März 2001 bezogen. Betagte und gebrechliche Personen, die beim Versöhnungsfonds vorsprechen würden, sollten keine unzumutbaren Hürden vorfinden. Das gesamte Personal – junge, mehrsprachige Damen und Herren mit Kenntnis aller Länder zumindest Europas, in denen Antragsteller heute leben, sowie von umfassender Bildung und gewandtem Auftreten – wurde nach ausführlichen Eignungsgesprächen mit dem Generalsekretär zur Mitarbeit eingeladen. Begonnen wurde mit drei Angestellten und einem freien Dienstnehmer, später waren es 16 ständig Angestellte und sieben (2001) bzw. 13 Teilzeit-Beschäftigte (2002). Fest angestellt waren der Generalsekretär, die Referentinnen und Referenten sowie drei Sekretärinnen. Teilzeitbeschäftigt wurden vor allem studentische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für den organisatorischen Ablauf. Dazu kamen ein Historiker auf pauschalierter Honorarbasis und die ad hoc entschädigten Prüforgane.

Sie alle hatten eine zeit- und energieaufwändige Arbeit zu verrichten, die im Lauf der Zeit nicht geringer, sondern oft schwerer wurde, weil im ersten Jahr die weitgehend belegten Anträge überwogen, dann aber immer mehr Anträge eintrafen, die Nachforschungen zur Glaubhaftmachung erforderten. Voraussetzung für die vielfältigen Tätigkeiten war eine umfangreiche, leistungsstarke Elektronische Datenverarbeitungsanlage (EDV), deren Datenbank (man entschied sich für Fabasoft Components) Vergleiche und Gegenproben aller Art zuließ. Die erste personelle Maßnahme des Generalsekretärs war daher auch die Verpflichtung eines erfahrenen Informatikers in der Person von Johannes Benedikter, einem absolvierten Diplomingenieur, der sich durch herausragende Kompetenz und beispielhafte Bereitschaft zur Kooperation mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einer Schlüsselperson des ÖVF-Teams entwickelt hat. Mit zahlreichen innovativen Verbesserungsvorschlägen hat er die Arbeitsweise des Versöhnungsfonds maßgeblich beeinflusst und eine Bewältigung der gestellten Aufgaben mit dem vorhandenen Personalstand überhaupt erst möglich gemacht. Eine eigene Website des Versöhnungsfonds in deutscher und englischer Sprache – www.versoehnungsfonds.at und www.reconciliationfund.at – ging mit 20. Dezember 2000, dem Tag der Fondskonstituierung, ins Netz. Als Erstes wurden mit den sechs Partnerorganisationen in Mittel- und Osteuropa in der Rekordzeit von fünf Wochen Verträge über die Form der Zusammenarbeit abgeschlossen, die dann in der Sitzung des Kuratoriums am 8. Juni 2001 genehmigt werden konnten. Zudem wurden bei Besuchen in der Deutschen Stiftung in Berlin, beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes in Bad Arolsen und beim Internationalen Wanderungsamt (IMO) in Genf gemeinsame Vorgehensweisen hinsichtlich der Kategorisierung der Zwangsarbeit erörtert und möglichst gleich vereinbart. Zur selben Zeit gab es auch Treffen mit den Landeskoordinatoren der neun österreichischen Bundesländer und mit anderen Kooperationspartnern in Österreich. Dann konzentrierte sich alles auf die Verwirklichung der Rechtssicherheit.
 



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